Prof. Dr. Jochen Werner: Anfang einer neuen Ära? Die Story hinter dem Big Bang KI Festival

Shownotes

Im Gespräch mit Host Ayse Mese erzählt der ärztliche Direktor der Universitätsmedizin Essen, wie das Festival 2021 bei einem Glas Wein in Schwerin geboren wurde – was als Idee für „Zukunftsmedizin“ begann, entwickelte sich mit dem Wechsel nach Berlin zu einem der wichtigsten Tech- und Innovationsfestivals Europas. Jochen A. Werner spricht über die großen Fragen hinter der Medizin von morgen: Warum wir Patientenzentrierung neu definieren müssen, wie KI Diagnostik und Therapie verändert – und warum Bürokratieabbau der wahre Gamechanger wäre. Er plädiert für mehr Empathie in der Versorgung, mehr Verantwortung in der Politik und mehr Mut zur digitalen Transformation.

Zwei Tage, über 6.000 Gäste, 250 Speaker:innen, vier Bühnen – das BIG BANG KI Festival 2025 findet am 10. und 11. September in der ehemaligen Münzprägeanstalt „Alte Münze“ in Berlin statt. Es ist Europas größtes KI-Event und der Hotspot für alle, die aktiv die digitale Transformation vorantreiben. Besucher:innen können vor Ort ein KI-Zertifikat erhalten.

Seit 2021 wird das Festival von DUP UNTERNEHMER veranstaltet. Die Medienmarke erreicht insgesamt 3,5 Millionen Menschen über Online, Mobile, Print und Social Media.

Verpasse nichts mehr: LinkedIn | Instagram Mehr über DUP UNTERNEHMER: https://www.dup-magazin.de/

Transkript anzeigen

00:00:00: Willkommen beim Big Bang Podcast.

00:00:03: Den Podcast zum Big Bang KI Festival 2025 in Berlin.

00:00:08: Mit eurem Ost, Eische Mese.

00:00:11: Willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts rund um Big Bang KI Festival.

00:00:28: Ich bin Eische Mese und heute habe ich einen ganz besonderen Gast für dich.

00:00:32: Professor Dr. Jochen Werner ist nicht nur eine der wichtigsten Stimmen im deutschen Gesundheitswesen.

00:00:38: Er ist auch der Initiator und Mitinitiator des Big Bang KI Festivals.

00:00:42: Ohne seine Idee und ohne seine Vision gebe es dieses Festival so, wie wir es heute erleben, wahrscheinlich gar nicht.

00:00:49: Umso schöner, dass wir heute die Gelegenheit haben, über die Anfänge, über die großen Themen im Gesundheitswesen

00:00:55: und natürlich auch über die Zukunft des Festivals zu sprechen.

00:00:58: Lieber Jochen, schön, dass du da bist.

00:01:01: Ja, ich freue mich, liebe Eische.

00:01:03: Dann gehen wir direkt in die Themen rein.

00:01:07: Lass uns mal ganz zu Beginn anfangen.

00:01:10: Erinnerst du dich noch an den Moment, als die Idee zum Big Bang Festival zum ersten Mal wirklich greifbar wurde und wie sie entstanden ist?

00:01:18: Da erinnere ich mich ganz genau daran.

00:01:21: Ich saß mit Jens de Boer in Schwerin.

00:01:24: Das war der 26. September 2021.

00:01:28: Wir waren beide dort im Rahmen einer Berichterstattung zur Landtagswahl.

00:01:33: Warum waren wir da?

00:01:35: Weil wir sehr intensiv die Chefvisite gemacht haben.

00:01:39: Als täglichen Live-Podcast, immer um 10 Uhr aus dem Essen der Uniklinikum zur Lage der Pandemie.

00:01:47: So kamen wir dann nach Schwerin.

00:01:49: Wir hatten dort bei einem Interview mitgewergt und saßen abends auf der langen Straße in Schwerin.

00:01:57: Es hatte fast alles geschlossen, aber wir haben noch einen Lokal gefunden.

00:02:00: Wir haben gesessen, waren milder Abend, glas Wein getrunken und gesagt, wie geht es weiter jetzt mit der Chefvisite?

00:02:08: Da hatten wir noch einige Folgen vor uns, aber das konnte es nicht gewesen sein.

00:02:13: Wir wollen irgendetwas größeres machen.

00:02:16: Vor allem das, was auf die Situation Gesundheitssystem abzielt.

00:02:24: Was machen wir dort?

00:02:26: Dann holte Jens seinen Magazin raus.

00:02:31: Da war schon ein Titelbild.

00:02:34: Das Dopp-Unternehmer-Magazin.

00:02:36: Genau, das Dopp-Unternehmer-Magazin.

00:02:39: Vom Titelbild her ein Entwurf, Urknall, Big Bang.

00:02:43: Dann haben wir gesagt, das ist doch eigentlich der Punkt.

00:02:46: Wir wollen Big Bang im Gesundheitswesen machen und so ist es entstanden, dass Big Bang-Helz, das dann initiiert wurde.

00:02:55: Ja, spannend.

00:02:57: Genau die gleiche Geschichte.

00:02:58: Es ist sehr übereinstimmt.

00:03:00: Ich würde sagen, zu über 99 Prozent habe ich von Jens auch schon mal gehört.

00:03:04: Insofern teilt ihr auch die gleiche Erinnerung daran.

00:03:08: Das ist auch eine ganz tolle Geschichte, wie das ursprünglich mal entstanden ist.

00:03:12: Was war denn deine Vision für das Festival?

00:03:16: Die Vision war einfach, dass man unterschiedliche Menschen oder Menschen unterschiedliche Berufsgruppen,

00:03:23: unterschiedliche Unternehmungen etc. zusammenführt.

00:03:28: Dass man nicht eine steife Vortragsveranstaltung macht oder nur Seminare oder so was,

00:03:34: sondern dass man letztlich positiv miteinander umgeht, dass man sich vernetzt,

00:03:40: dass man Gesundheitswesen neu denken will.

00:03:44: Und das tut man am besten in einem Festival mit lockerer Stimmung,

00:03:48: indem man dann Informationen, Einspeis, Gedankenaustausch, Menschen miteinander vernetzt, verknüpft,

00:03:55: auch kritische Fragen stellt.

00:03:57: Und dazu haben wir gedacht, ist das ein Rahmen, dass dann die Menschen dort zusammenkommen?

00:04:04: Ja, war ja auch eine sehr gute Idee, wie wir jetzt ein paar Jahre später schon bestätigen können.

00:04:10: Von dem ersten Festival bis jetzt, wir sind ja mitten in den Planungen für 225.

00:04:16: Wie hat sich das Festival seit der ersten Ausgabe entwickelt?

00:04:19: Das hat sich schon vom Schwerpunkt her auch verändert.

00:04:23: Also der Gesundheitsteil, den wir damals ja es kerngenommen hatten,

00:04:30: der ist letztlich hervorgegangen aus einer Initiative, die ich gemeinsam mit David Matusiewicz gemacht habe.

00:04:37: Und zwar trug die den Titel "Zukunftsmedizin".

00:04:40: Und da hatten wir auch mehrere hundert Menschen zusammengebracht, also ganz ähnlich.

00:04:45: Und wenn wir dieses Big Bang Health dann aus der Zukunftsmedizin stammend nach heute weiterentwickelt haben,

00:04:53: dann bedeutet das natürlich, dass man den Tellerrand aufgemacht hat, dass man über Gesundheit hinausblickt.

00:05:01: Und das ist auch wichtig, damit man eben nicht nur sich in seinem Gesundheitssilo dort alts,

00:05:08: sondern dass man sagt, was ist mit Mobilität, mit Versicherung, mit allem drum und dran.

00:05:13: Und da ist Jens dann nach vorne gegangen und hat gesagt, Unternehmer, Mittelstand, das muss größer werden.

00:05:21: Und so hat es sich verändert und wir waren dann vor so etwa anderthalb Jahren uns absolut einig, ohne künstliche Intelligenz.

00:05:30: Wird all das nicht funktionieren.

00:05:34: Und dann kam der große Schritt, das war so mal in einem Telefonat,

00:05:38: als Jens sagte, nein, wir müssen es umwinnen in Big Bang KI Festival,

00:05:44: weil man damit auch KI in den Mittelpunkt stellt und trotzdem den Menschen nicht vergisst.

00:05:50: Stimmt, das war letztes Jahr ungefähr um diese Zeit. Ich kann mich gut erinnern.

00:05:56: Welche Meilensteine sind dir jetzt in der Zwischenzeit besonders hängen geblieben?

00:06:01: Also was war so mit einem Beeindruckendsten?

00:06:05: Das sind ganz viele Gedanken, die man daran natürlich hat.

00:06:08: Wir haben ja einen Essen gestartet, wir haben das zweimal in Essen gemacht.

00:06:12: Und dann kam die Idee, wir wollen ein bisschen weitermachen.

00:06:16: Soll das jetzt zu einem Ruhrgebietthema bleiben oder das war von Anfang an eigentlich nicht gedacht.

00:06:22: Wir haben gesagt, wir gehen mal woanders hin.

00:06:25: Und dann war Hamburg als Überlegung, war auch Berlin.

00:06:30: Und sind wir ja nach Berlin gekommen.

00:06:32: Und da waren natürlich auch kritische Stimmen in Essen laut geworden.

00:06:37: Und die gesagt haben, es gibt es gar nicht. Jetzt haben wir das so aufgebaut.

00:06:40: Das war doch hier erfolgreich.

00:06:43: Und wir haben gesagt, ja, aber wir können nicht so richtig expandieren, wie wir denken.

00:06:47: Und wir wollen nicht eine Lokalveranstaltung bleiben.

00:06:51: Wir wollen weiterziehen. Wer weiß wo das Ganze hingeht.

00:06:55: Vielleicht ist das ja auch irgendwann in München oder ich weiß nicht was.

00:06:59: Und so das war natürlich auch viel emotionales dabei.

00:07:04: Wo wir auch aufpassen mussten, auch jetzt seitens David und meiner Person

00:07:09: mit diesem ganzen Thema Zukunftsmedizin, dass das trotzdem weiterentwickelt wird.

00:07:14: Und wir Nordrhein-Westfalen dabei nicht vergessen.

00:07:18: Also das war so das eine.

00:07:20: Dann hatten wir ja ganz spannende Talks über die verschiedenen Jahre.

00:07:25: Also es war immer sehr, sehr kurzweilig.

00:07:29: Kaum fängt das Festival an.

00:07:31: Es ist schon wieder zu Ende, weil man in so einem Flo da drin ist.

00:07:36: Und weil einfach die Stimmung super ist.

00:07:39: Ja, das stimmt.

00:07:41: Und was macht für dich denn eigentlich den Spirit von dem BigBank KI Festival aus?

00:07:47: Wie würdest du das beschreiben? Du hast es ja jetzt von Anfang an immer miterlebt.

00:07:51: Der Spirit ist erstmal wirklich, der ist da, der ist positiv.

00:07:55: Wir sind ja heutzutage auch nicht ganz zu unrecht.

00:07:59: Sehr oft damit beschäftigt, festzustellen was alles nicht funktioniert in Deutschland.

00:08:03: Das ist leider entsetzlich viel.

00:08:06: Aber es nützt nichts. Deswegen müssen wir erstmal sagen, wirklich Aufbruch, Aufbruch machen.

00:08:11: Ideen reingeben.

00:08:13: Und das sieht man, weil es so unterschiedliche Leute da sind.

00:08:16: Also ich habe selten Veranstaltungen erlebt, wo so viel auch Positives in Gesichtern abzulesen ist.

00:08:26: Ich habe ja früher ganz viele Fachkongresse besucht.

00:08:30: Und irgendwie siehst du oft so, naja, also positiv ist anders.

00:08:35: Und dadurch, dass es auch eingebettet ist in Musikveranstaltungen, in ein wirklich gelebtes Get-together.

00:08:43: Und der Faden, nämlich Zukunft und wir sind gefragt, was zu tun, das spürt man dort.

00:08:52: Und es kommen so unterschiedliche Leute zusammen.

00:08:55: Deswegen, das ist für mich das Hauptthema, dass man weg ist von früheren Formaten,

00:09:01: wo entweder alles irgendwie so gekünstelt erscheint oder eben auch zusachlich zu wenig Spirit nach vorne aufzubrechen.

00:09:12: Ja, das haben wir uns auch viele Besucher aus dem letzten Jahr bestätigt,

00:09:17: dass diese Mischung aus guten Inhalten, aber trotzdem viel Möglichkeiten zu netwörken.

00:09:22: Und am Ende eben noch diese kleine Party, die es da gibt, zusammen zu feiern,

00:09:28: das kann doch die Menschen nochmal anders zusammenbringt als jetzt auf so einem klassischen Kongress oder einer anderen Veranstaltung, im ähnlichen Format.

00:09:35: Und wenn du jetzt überlegst in 2.25, im September ist es ja zum Glück schon wieder so weit,

00:09:44: wir sind schon fleißig an der Programmplanung dran.

00:09:46: Worauf freust du dich jetzt am meisten? Gibt es einen Speaker oder vielleicht etwas ganz anderes Neues,

00:09:53: wo du sagst, das wird das Highlight für mich in diesem Jahr?

00:09:57: Naja, am meisten freue ich mich erstmal, dass wir wieder zusammenkommen,

00:10:02: weil man doch über die Jahre jetzt einige kennengelernt hat, Gesichter, für die das klar ist.

00:10:09: Man geht zum Big Bang, damals Health, heute KI Festival, geht man hin, weil man sich dort trifft.

00:10:15: Das ist schon erstmal Wiedersehensfreude.

00:10:17: Und das finde ich immer ganz wichtig, dass man so eine Kontinuität aufbaut,

00:10:22: dass man im Jahr einige Anlaufpunkte hat, wo man Bekannte und Freunde wieder sieht.

00:10:28: Das andere ist natürlich das, was mich ganz besonders immer umtreibt, ist die Medizin,

00:10:35: die Zukunftsmedizin, die wir auch dieses Jahr wieder mit 2x 3 Stunden quasi ausrichten, David und ich.

00:10:43: Und da geht es natürlich auch ganz massiv darum, wie werden wir durch künstliche Intelligenz,

00:10:51: die Medizin, das Gesundheitswesen verbessern und was können wir dazu beitragen, die Menschen nicht zu verlieren?

00:11:01: Das ist das A und O, weil KI wird eine wirkliche Revolution im Gesundheitswesen bedeuten,

00:11:08: in dem ein Land schneller, in dem anderen langsamer, aber es kommt so sicher wie das Armen in der Kirche.

00:11:15: Aber wir befassen uns bei all diesen KI-Fragen, die super wichtig sind und die wir auch immer im Zentrum haben bei unseren Diskussionen.

00:11:25: Wir befassen uns oftmals zu wenig mit den Menschen, ob es die Pflegebedürftigen sind oder diejenigen, die die Pflege ausführen.

00:11:37: Ärzteschaft, alle möglichen Berufsgruppen.

00:11:40: Was empfinden die wirklich?

00:11:43: Und für mich ist das so ein Thema, das habe ich in einem Buch aufgearbeitet.

00:11:47: Das trägt den Titel "Menschliche Medizin durch Wertschätzung, Empathie, Achtsamkeit und künstliche Intelligenz".

00:11:56: Und ich glaube, das ist die richtige Mischung, dass du sagst, natürlich setzt du künstliche Intelligenz ein, um die Diagnostik besser zu machen,

00:12:05: die Therapie besser zu personalisieren, um neue Medikamente zu identifizieren und und und.

00:12:12: Aber du musst die Menschen mitnehmen bei diesem großen Transformationsprozess.

00:12:19: Du musst Wertschätzung ausüben. Empathie ist der Faktor Mensch schlechthin und der ist auch nicht jedem gegeben.

00:12:30: Also muss man auch sagen, wie schule ich das, wie unterrichte ich das.

00:12:33: Achtsamkeit ist wichtig, weil ich einfach leid bin zu hören.

00:12:39: Auch wenn die Pflege dann berichtet, wir schaffen es nicht mal zur Toilette zu gehen und sage ich, nein, das darf nicht passieren.

00:12:47: Weil wenn ich mich selbst nicht versorgen kann, wie soll ich andere versorgen?

00:12:53: Ich muss auf mich achten, damit ich auch andere Menschen pflegen kann, anderen helfen kann.

00:13:00: Und das ist so diese Mixtur, die ich wirklich glaube, dass wir da noch viel vor uns haben.

00:13:08: Und das wollen wir eben abbilden auch in diesem Gesundheitspart vom Big Bang KI Festival Berlin 2025.

00:13:17: Ja, da haben wir auch ganz gute Programmpunkte, glaube ich, schon in Arbeit.

00:13:21: Jetzt sind wir auch schon mitten im Thema. Du bist ja als ärztlicher Direktor und Geschäftsführer mitten im System.

00:13:27: Was sind denn deiner Meinung nach aktuell die größten Herausforderungen im Gesundheitswesen?

00:13:31: Wir sind ja alle im Alltag mit der einen oder anderen schon konfrontiert, aber so aus deiner Perspektive?

00:13:37: Ja, aus meiner Perspektive sind das vor allem erstmal drei. Das ist Bürokratie, Bürokratie und Bürokratie.

00:13:46: Das ist der größte Block, den wir haben. Wir stehen wie vor einer Mauer.

00:13:52: Keiner bewegt sich richtig, weil Bürokratie musst du einreißen.

00:13:56: Da kannst du nicht hoffen, dass du irgendwie den Sachbearbeitervorgang 3/8/25 beseitigst

00:14:04: und dann ist die Welt in Ordnung, du musst es wirklich angehen.

00:14:08: Wir werden es sehen. Es gibt jetzt eine neue Bundesregierung und dann werden wir sehen, bekommt sie es hin.

00:14:14: Das ist sehr, sehr schwierig, weil wir in Deutschland eben in einer enormen regulatorik Weste stecken.

00:14:22: Aber das wird uns befreien. Wenn wir das irgendwann schaffen, dann haben wir wieder Möglichkeit,

00:14:30: mehr am Patienten zu arbeiten, mehr auf uns im Team zu wirken, Leadership wirklich vorzuleben.

00:14:41: Und das sind alles Themen, die extrem wichtig sind.

00:14:45: Aber wir hemmen uns an allen Ecken und Kanten mit Bürokratie.

00:14:50: Und wenn ich überlege, dass eine Assistenzärztin, Assistenzarzt vielleicht am Tag ein Drittel,

00:14:57: manchmal mehr, manchmal bis zu einer Hälfte der Tätigkeit mit bürokratischen Themen verbringt,

00:15:04: nach sechs Jahren Studium, nach vielleicht zwei, drei Jahren Weiterbildungszeit.

00:15:10: Das ist unfassbare Verschwendung von absoluter Brainpower.

00:15:17: Und deswegen bleibe ich so fest dabei, dass das das riesen Thema wird.

00:15:23: Und das andere, was ich vorhin schon angesprochen hatte, das wird alles kommen, die optimierte Diagnostik, Therapiezuschneidung und so weiter.

00:15:30: Also das sind dann die nachgeordneten Themen. Wir müssen zusehen, dass das Medizing Gesundheit bezahlbar bleibt.

00:15:39: Das bedeutet, wir müssen zusehen informieren, dass die Menschen eine Selbstverantwortung für ihre Gesundheit übernehmen.

00:15:49: Es wird nicht bezahlbar bleiben, eine 24/7 Versorgung. Alles, was ich haben möchte, das wird nicht mehr gehen.

00:15:58: Und deswegen brauchen wir auch solche Themen wie Selbstverantwortung und so weiter.

00:16:03: Ja, das ist ganz spannend, weil mit allen Gästen und Gästeninnen, mit denen wir sprechen oder mit denen ich auch spreche,

00:16:09: ist tatsächlich das Bürokratieabbau-Thema immer sehr, sehr zentral, egal aus welchem Bereich das ist.

00:16:15: Das ist schon sehr, sehr überbordend in allen unterschiedlichen Facetten, die es da gibt.

00:16:19: Jetzt haben wir ja die Chance, mit einer neuen Regierung vielleicht auf etwas Verbesserung in dem Bereich,

00:16:25: auch bei deren eigenes Digitalministerium bekommen.

00:16:28: Also ich versuche da erstmal optimistisch zu bleiben.

00:16:32: Wenn wir jetzt nochmal zurück zu der KI und Medizin kommen, wie kann denn die KI jetzt ganz konkret helfen?

00:16:39: Wo kann sie echte Entlastung bringen für Ärzte in den Pflegekräfte, aber auch für Patientinnen?

00:16:44: Was wären denn so konkrete Anwendungsfelder?

00:16:46: Also einmal wird KI natürlich auch bei diesem Bürokratieabbau helfen, wenn man es dann zulässt,

00:16:53: dass man bestimmte Prozesse einfach wirklich maschinell abwickelt, was heutzutage von Menschenhand gemacht wird.

00:17:01: Also das ist wieder dieses Thema.

00:17:03: Dann kommen wir aber in den Bereich Diagnostik.

00:17:06: Die Diagnostik wird mit Hilfe von künstlicher Intelligenz viel schneller werden.

00:17:12: Und sie wird genauer werden.

00:17:15: Und wir werden Daten zusammengeführt bekommen, die wir heute noch gar nicht so sehen als voneinander abhängig.

00:17:22: Es gibt in der Medizin immer wieder Krankheitsbilder, da weiß man eigentlich nicht so richtig, wie sie zustande kommen.

00:17:30: Und ich bin sicher, dass mit Hilfe von KI eine ganze Reihe von Krankheitsbildern viel besser verstanden werden wird.

00:17:38: Und wenn man versteht, was genau die Ursachen sind, dann kann man natürlich auch besser ansetzen mit einer Therapie.

00:17:46: Und diese Therapie dann idealerweise zugeschnitten auf diesen Menschen, der eine bestimmte Erkrankung hat.

00:17:54: Und das ist so der Weg, der passieren wird.

00:17:58: Deswegen sage ich auch immer, Medizin wird neu geschrieben werden.

00:18:02: Und zwar viel schneller als je zuvor.

00:18:06: Wir werden Medikamentenentwicklungen, gibt es heute schon Beispiele für, wo man auch resistente Bakterien besser attackieren kann.

00:18:17: Weil man mit Hilfe von KI Fragen gestellt hat, welche Substanz müsste oder wie muss eine Substanz aufgebaut sein, um bei diesen Bakterien zu wirken.

00:18:29: Und mit der Lösung dann konnte man sehen, wo gibt es auf der Welt solche Substanzen.

00:18:35: Also ein anderer Ansatz und das werden wir erleben.

00:18:39: Das ist das eine Gute dabei.

00:18:42: Da wird Diagnostik, Therapie, Bürokratie, das wird besser werden.

00:18:46: Das andere ist natürlich, wer wird sich das leisten können.

00:18:51: Wer wird all das in Anspruch nehmen können.

00:18:55: Wenn wir uns jetzt vorstellen, da ist jemand von einer Krebserkrankung betroffen.

00:19:01: Und man identifiziert eine bestimmte immunologische Therapie, die auf diesen Menschen genau zugeschnitten ist und die leider sehr teuer ist.

00:19:12: Wer dann die Krankenkasse für all die so identifizierten Menschen die Kosten übernehmen, von manchmal mehreren 100.000 Euro.

00:19:22: Da melde ich meine Zweifel an.

00:19:26: Deswegen sage ich, wir müssen aufpassen, dass all die Fragen, die drum herum sind.

00:19:33: Wer kann sich solche individualisierte Medizin leisten?

00:19:37: Eine individualisierte Prävention.

00:19:40: Wer bezahlt das?

00:19:42: Das wird ein großes Thema.

00:19:44: Deswegen werden wir rund um KI einen großen Apparat von Experten brauchen, die sich mit Ethik befassen.

00:19:53: Weil diese Themen laufen jetzt ein bisschen nebenher, aber das werden auch große Themen.

00:20:00: Und dazu braucht man Experten, die auch in diesen Fragestellungen geschult sind.

00:20:06: Das ist eben auch nicht einfach.

00:20:09: Und so sehen wir, wir spüren, da kommen Veränderungen zu, Berufsbilder werden sich verändern.

00:20:16: Ganz ganz vieles drum herum müssen wir heute schon vordenken.

00:20:22: Und wir müssen auch Ethik-Spezialisten auch schulen, damit sie diese wirkliche Veränderung begleiten können.

00:20:30: Und ist es das, wovon du häufig sprichst, Patient Sensuality?

00:20:35: Ist es, was bedeutet das sozusagen ganz genau?

00:20:40: Das bedeutet im Grunde, dass wir uns viel stärker als bisher wirklich um die Belange der Patientinnen und Patienten kümmern müssen.

00:20:49: So war ja mein Konzept Smart Hospital, wo ich gesagt habe, wir müssen das neu denken.

00:20:56: Wir müssen sagen, wir fokussieren auf die Menschen, und zwar als Patientinnen und Patienten, als Angehörige

00:21:04: und auch als Mitarbeitende im System, Krankenhaus, Gesundheitswesen.

00:21:10: Und von deren Sicht her versuchen wir, die Belange dieser Gruppen zu optimieren, wirklich den Wünschen nachzukommen.

00:21:23: Und wo es geht, um das zu erreichen, setzen wir Digitalisierung ein.

00:21:29: Also Smart Hospital war nicht irgendwie Digitalisierung als Selbstzweck eines Krankenhauses,

00:21:36: sondern Optimierung der Erwartungserfüllung von Patientinnen und Patienten.

00:21:46: Und deswegen immer wieder die Frage stellen, wenn man bei Patienten ist, tut es den Patienten gut.

00:21:53: Wie kann ich Wegefindung im Krankenhaus für Patienten optimieren?

00:21:58: Wie kann ich Reha für Patienten optimieren?

00:22:01: Und da ist der Katalog der Erwartungen sehr, sehr groß.

00:22:08: Ja, und wenn wir noch mal zu dem Thema künstliche Intelligenz in der Medizin gehen.

00:22:14: Wir haben jetzt gehört, da gibt es sehr viele Chancen, die man nutzen kann.

00:22:17: Ich sehe da auch wirklich gute Möglichkeiten, besser zu diagnostizieren und zu behandeln.

00:22:22: Aber es gibt ja auch, sozusagen, negative Stimmen dazu.

00:22:29: Und irgendwo muss man, glaube ich, auch eine Grenze ziehen.

00:22:32: Wo darf das für dich nicht mehr weitergehen, wo sagst du, darf man die Technologie jetzt nicht entscheiden lassen?

00:22:39: Also das erste ist, dass wir davon wegkommen müssen.

00:22:44: dass wir irgendwann glauben, wenn künstliche Intelligenz draufsteht, dann ist das eine gute Geschichte,

00:22:51: so mit KI produziert. Also wir müssen sehen, KI ist ja nicht KI. Es muss eine KI sein,

00:23:01: die sehr gut auf sehr validen Daten trainiert ist. Deswegen muss man auch immer die Frage stellen,

00:23:08: wo kommt diese KI her. Und das ist so ein Qualitätsanspruch an KI und ganz besonders an KI

00:23:16: im Gesundheitswesen und ganz ganz besonders, wenn diese KI eingesetzt wird im gesamten

00:23:23: Behandlungskontext von erkrankten Menschen. Und dann würde ich im Moment ausschließen wollen,

00:23:32: dass irgendeine KI über das Schicksal eines bestimmten Patienten entscheidet. Dass man sagt,

00:23:40: da ist jetzt der Knopf und das wird jetzt so gemacht, wie die KI das sagt. Ich möchte auf jeden Fall,

00:23:47: dass die Berufsgruppe Ärzte, wenn das um medizinische Entscheidung geht, dazwischengeschaltet

00:23:54: ist. Die Ärztinnen und Ärzte, die sollen KI nutzen, wie auch ihr Erfahrungswissen etc.,

00:24:02: um Entscheidungen zu treffen. Aber ich bin nicht soweit, dass ich sage, das kann nur ein reiner

00:24:08: Automatismus sein, weil KI sowieso genauer ist. Das glaube ich, dazu sind wir noch nicht gut genug.

00:24:16: Das mag sein, das ist für bestimmte Fragestellungen, gerade in der Diagnostik, in einigen Jahren der Fall

00:24:23: ist. Dann kommen wir in das Thema, das mich immer sehr umtreibt, das ist Robotik. KI

00:24:31: unterstützt Robotik. Wenn ich das sehe, in Alten- und Pflegeheimen, in manchen Krankenhäusern etc.,

00:24:39: da fehlt Personal. Und ich muss jetzt sehen, was gibt es für Möglichkeiten, Robotik einzusetzen,

00:24:47: bei bestimmten Schritten, natürlich nicht bei allen, um fehlendes Personal zu kompensieren. Auch da

00:24:56: muss man natürlich einen Blick drauf haben, aber ich möchte nicht, dass wir durch eine übertriebene

00:25:02: Regulatorik Entwicklungen in diesem Bereich stoppen, bevor sie eigentlich stattfinden. Weil ich mir

00:25:09: auch sehr gut vorstelle, dass wenn jemand einsam ist oder ansonsten auch keine relevanten Menschenkontakte

00:25:16: hat, dass der sich mit einem Roboter sehr gut austauschen kann, dass der auch Emotionen herstellen

00:25:23: kann. Darüber haben David und ich ja gearbeitet, künstliche Empathie. Das bedeutet nicht,

00:25:29: dass die Maschine von sich aus heraus eine Empathie entwickelt, aber dass man natürlich

00:25:36: mit Hilfe von Algorithmen eine Empathie an Trainieren programmieren kann, weil eine Maschine

00:25:43: schon erkennen kann, ob jemand einen freudigen oder einen traurigen Gesichtsausdruck hat, wie

00:25:50: muss ich die Ansprache formulieren. Und das sind alles so Themen, die jetzt ablaufen. Da müssen

00:25:56: wir einen Blick drauf haben, aber ich glaube, dass es falsch ist zu sagen, da wird jetzt bestimmt

00:26:01: irgendwie Schindblut damit betrieben. Deswegen lieber nicht alles blocken, weil das wird sowieso

00:26:07: weltweit nicht mehr aufzuhalten sein. Genau, ich wollte gerade sagen, selbst wenn wir in Deutschland

00:26:11: das reguliert würden, spätestens in fünf Jahren müssten wir das aus dem Ausland zukaufen. Genau,

00:26:17: deswegen glaube ich, dass wir sagen, wir sind jetzt Deutschland oder wir sind Europa und wir haben

00:26:23: natürlich auch eine andere Mentalität, als es zum Beispiel die Asiaten haben oder Nordamerika und

00:26:29: deswegen haben wir schon die Verpflichtung, uns damit auseinanderzusetzen, klammer auf, auch

00:26:35: wie der Ethik, Klammer zu und andere, aber wir dürfen nicht eine Blockade machen, weil dann wird

00:26:42: der Markt so stark werden von außen, dass er uns überschwemmen wird. Und es hilft uns nicht,

00:26:49: weil wir trotzdem eine Verhaltensweise, eine Mentalität, eine Kultur in Deutschland, EU,

00:26:55: Europa haben, die ist anders und dafür müssen wir selbst solche Konzepte aufbauen. Ja, das sehe

00:27:03: ich auch so und es ist ganz spannend zu sehen, finde ich, wie weit humanoide Roboter schon tätig

00:27:09: sein können. Jetzt hatte ich gerade gesehen, dass der Neuste von Tesla, glaube ich, sogar Autos

00:27:15: reinigt. Das ist ja auch kein Job, den jemand gerne macht, glaube ich, sondern eher Hilfstätigkeit

00:27:21: und das war schon sehr beeindruckend. Wir haben punktuell schon mal darüber gesprochen,

00:27:29: das Thema Empathie in der Medizin. Das klingt ja manchmal wie ein sehr weicher Begriff, wie ich

00:27:36: finde, man kann das so schwer fassen, aber du betonst es ja immer wieder, wie wichtig das im

00:27:40: medizinischen Alltag ist. Warum? Ja, weil das ist ein Kernelement einer Arztpatientinteraktion,

00:27:49: Pflegekraft, Patientinteraktion, aber auch Berufsgruppen innerhalb einer Berufsgruppe,

00:27:56: die Menschen miteinander. Wie geht man miteinander um? Und man kann jemanden eine Diagnose erläutern

00:28:05: und das kann man sehr nüchtern machen oder man kann es mit einer Zuwendung machen, mit einem

00:28:12: Verständnis, immer wieder Fragen. Ja, ist es angekommen. Ein gutes Gespräch dauert ganz selten

00:28:19: länger als ein schlechtes Gespräch. Also es ist nicht die Argumentation, man hat keine Zeit. Es ist

00:28:26: die Argumentation, wie kann ich mich in das Gegenüber eindenken, um auch den richtigen Ton zu

00:28:35: finden und gerade bei solchen Diagnosestellungen, wie zum Beispiel einer Krebserkrankung, diese

00:28:42: Wissensübermittlung oder die Informationsübermittlung vergisst der Betroffene niemals. Und für einen solchen

00:28:51: Schlüsselmoment, das irgendwie nebenher zu machen, das geht nicht und deswegen muss man, da bin

00:28:57: ich dann beim Unterricht, gerade auch als Professor oder Professorin an einer Universitätsklinik, aber

00:29:03: auch als andere Person, muss man dieses Wissen weitergeben. Man muss es unterrichten, das ist

00:29:10: wie mit einer Erziehung. Wenn man zu Hause ist, man muss ein paar Vorgaben erläutern, wie man sich

00:29:16: zu verhalten hat und gerade im Umgang mit kranken Menschen brauchen wir solche Vorgaben, solche

00:29:24: Empfehlungen. Und es ist nicht so, dass jeder es hat. Es ist nicht so, dass jeder nun den 58-jährigen

00:29:32: verständnisvollen, lebenserfahrenden Arzt davor sich hat. Das gibt manchmal ganz ganz andere

00:29:40: Personen, wo ich dann auch denke, geht überhaupt nicht. Wenn man auch so Beschwerden liest, gerade

00:29:47: als Direktor einer großen Uniklinik, da kommen natürlich Beschwerden, wo du denkst, das geht

00:29:53: auch gar nicht so was. Deswegen muss man es natürlich immer wieder kommunizieren. Man muss

00:29:58: Kurse anbieten, um das zu schulen. Und das wird von alleine nicht passieren. Wir können aber auch

00:30:05: dort KI einbinden für solche Kurse, für Onlinekurse, die schon einmal Grundlagen vermitteln können.

00:30:14: Weil dieser 58-jährige lebenserfahrene, superempartische Arzt, der kann das ja auch nicht für 1000

00:30:22: Menschen machen, aber der kann vielleicht hier oder da noch schulen oder die Maschine gut

00:30:27: trainieren und dabei helfen. Aber das sind Dinge, die müssen wir uns aneignen. Auch um Berufsbilder

00:30:37: in die richtige Richtung zu bringen, sonst werden sie von anderen Menschen, von anderen Berufsgruppen

00:30:43: übernommen. Ja, das stimmt. Ich finde das ganz interessant. Einer meiner besten Freundinnen

00:30:49: hat eine zeitlangen Medizinsozialogie an einer Uniklinik hier unterrichtet und war sehr, sehr

00:30:56: erstaunt darüber, wie wenig Empathie da überhaupt vorhanden war. Und jetzt nicht, weil die keine

00:31:02: guten Menschen sind, sondern weil das bisher einfach nicht Teil des Programms war. Und ich

00:31:09: glaube aber, da ist man jetzt wahrscheinlich schon ein paar Schritte weiter, hoffe ich zumindest. Was

00:31:15: wünschst du dir denn von der jungen Generation im Gesundheitswesen, von den Ärztinnen,

00:31:19: Pflegekräften und Entscheiderinnen von morgen? Was sollten die machen? Also das erste ist,

00:31:26: dass die ganz offen sind, offen für Entwicklungen. Früher, als ich anfing, 1980 Medizin zu studieren,

00:31:35: da war an sich alles klar. Man geht in die Praxis oder man ist an der Klinik, vielleicht an der

00:31:42: Uniklinik und das war es. Und so wird man dann irgendwann in die Rente eintreten. Das galt auch

00:31:49: viele, viele Jahrzehnte so. In der Zwischenzeit fängst du an und du weißt letztlich nicht, wo es

00:31:56: sich hin entwickelt. Dazu muss ich eine Bereitschaft haben. Dann muss man natürlich auch für sich

00:32:02: damit im Rheinen sein, dass dieser Arztberuf, wie man das vielleicht von den Eltern kennt,

00:32:09: sollten die Ärztinnen oder Ärzte sein, dass dieser Arztberuf in 15 Jahren nicht wieder zu erkennen

00:32:17: ist. Weil die Diagnostik zu einem Großteil maschinell erzeugt werden wird, weil ganz viele Themen von

00:32:25: KI vorbereitet sein werden und weil man hoffentlich dann viel enger wieder am Patienten arbeitet.

00:32:34: Und dieses, dazu muss man vorbereitet werden. Dazu muss man auch offen sein. Und wenn das Studium,

00:32:42: das heute noch nicht hergibt, weil leider ist dieses Studium nicht entsprechend weiterentwickelt,

00:32:48: für diesen vollminanten Entwicklungsschub, gerade in der Medizin, in der digitalbasierten

00:32:56: Medizin, dann muss man sehen, wo kriege ich solche Eigenschaften her? Was kann ich für

00:33:01: Fortbildung machen? Vielleicht studiere ich noch irgendwas anderes dazu? Also ich muss mich auf

00:33:08: die veränderte Zeit einstellen und kann nicht sagen, wieso ist doch alles gut, dann werden wir

00:33:15: nicht weiterkommen. Und wenn man diese Offenheit besitzt, dann soll man auch in den Beruf gehen

00:33:20: und soll sich darauf freuen und kann mitgestalten, weil sich gerade sehr, sehr viel verändert. Aber

00:33:28: es ist nichts, wo man denkt, okay, das mache ich jetzt und dann ist alles, die Zukunft ist gesichert.

00:33:32: Es kann völlig anders werden und davon bin ich im Übrigen überzeugt, auch dieses Berufsbildarzt

00:33:41: wird sich grundlegend verändern. Ja, also es hat ja auch eine sehr, sehr große Chance,

00:33:47: in dem wohin es sich entwickelt, dass wir hoffen können, dass die ganzen bürokratischen Themen

00:33:52: dann vielleicht von einer nützlichen KI erledigt werden und man dann wirklich mehr Zeit mit dem

00:33:59: Patienten hat und dann kommt die Empathia vielleicht auch mehr durch. Wenn du, wir haben jetzt gehört,

00:34:08: was du sozusagen jungen Akademikerinnen oder jungen Medizinerinnen empfehlen würdest, wenn

00:34:15: du selbst noch mal Wunsch frei hättest, was würdest du dir für die Zukunft unseres Gesundheitssystems

00:34:21: hier wünschen? Ich glaube wirklich, dass wir ein Reset brauchen. Ich denke, du kannst dieses System,

00:34:27: das in vielen Fällen so festgefahren ist, weil es über Jahrzehnte durch den Lobbyismus regiert

00:34:36: wurde, keine Veränderung, alles so erhalten, vielleicht den einen oder anderen Vorteil für

00:34:43: die eine oder andere Berufsgruppe, für die Interessensgruppe zu entwickeln, das geht so nicht

00:34:50: mehr. Wir haben jetzt die Chance mit einer Neuausrichtung digital basiert, das Gesundheitswesen

00:34:58: aufzubauen. Das ist natürlich extrem schwierig, weil es uns allen noch sehr gut geht und vor dem

00:35:05: Hintergrund glaube ich, es wird noch eine Zeit dauern bis dann die Veränderungen auch wirklich

00:35:12: einzuchhalten. Das bedeutet, wir müssen Zuständigkeiten in bestimmten Berufsgruppen verändern,

00:35:19: die Pflege wird dann nicht nur die Pflege machen, sondern die Pflege kann auch dort,

00:35:26: wo Lücken im Bereich der ärztlichen Versorgung sind, wird die Fachpflege in bestimmten Bereichen

00:35:33: auch einzuchhalten, was auch gut ist. Wir werden sehen, dass die Apothekerinnen und Apotheker

00:35:40: auch stärker eingebunden werden, gerade auch im Bereich von unterversorchten Regionen. Wir werden

00:35:47: sehen, dass Telemedizin eine andere Bedeutung bekommt. Also es wird sich jetzt viel verändern,

00:35:54: aber ich fürchte, es dauert eben doch noch ein paar Jahre. Es gibt für mich keinen Grund,

00:36:00: dass die Telemedizin sich so schleppend entwickelt, wie es heute der Fall ist. Wir beklagen,

00:36:05: Herr Lauterbach hat dann immer wieder gesagt, wir brauchen 5000 zuständige zusätzliche

00:36:11: Medizinstudienplätze im Jahr. Ich sehe es wirklich anders. Wir brauchen erst mal die Ärztinnen und

00:36:17: Ärzte, die sagen, dass wir dich sehr gerne machen, dass wir wunderbar, weil viele verlassen den

00:36:22: Beruf aus Frust. Und wir treffen auf eine ganz andere Zeit, voll digitalisiert und deswegen

00:36:31: brauchen wir Menschen, die da hinfahren auf dem Land. Das können aber auch sehr gut solche

00:36:40: Arztassistenten machen. Physician Assistant heißt das Bild. Da gibt es keinen Grund für,

00:36:49: dass immer nur Ärztinnen und Ärzte ausrücken. Also was ich damit sagen will ist, wir müssen

00:36:54: Gesundheit neu denken mit dem, was wir haben und nicht, was man irgendwie als wunderbare Zukunftszahlen

00:37:02: für einen besonderen bestimmten Berufsstand sieht. Nehmen wir die Physiotherapie. Ich finde

00:37:07: das ein hervorragendes Beispiel. Die Physiotherapie, das sind Menschen, die behandeln kranke über,

00:37:15: sagen wir, achtmal. Die wissen sehr viel zu diesen Menschen. Die unterhalten sich mit denen. Die haben

00:37:22: die haptische Rückmeldung. Die sehen, wie verändert sich das Gangbild und und und und und dann gelassen

00:37:29: die die Praxis und dann ist das Wissen weg. Und das können wir uns eben nicht mehr erlauben. Wir

00:37:34: brauchen auch dieses Wissen. Bedeutet auch, wenn wir an elektronische Patientenakte denken,

00:37:41: dann gehört dieses ganze Wissen auch in die elektronische Patientenakte und nicht nur das,

00:37:47: was irgendwie Ärzte dokumentieren. Also man sieht, da ist viel Umbruch. Da ist auch viel angestoßen

00:37:53: worden über die letzten Jahre. Deswegen sage ich gerade auch da, die Anfangsphase von Herrn Spahn

00:38:00: hat viel in Gang gebracht. Die Zeit von Herrn Lauterbacher hat viel in Gang gebracht. Davor hat

00:38:07: man es verschlafen. Die Zukunft eben wirklich zu realisieren, was passiert weltweit. Wir haben

00:38:15: gesagt in Deutschland, uns geht's super. Wir haben das beste Gesundheitssystem der Welt. Aber das

00:38:21: war Verkennung der Tatsache. Ja, man hat irgendwann den Anschluss einbeheben. Ich verlor an, finde

00:38:27: ich. Ich habe das vor ein paar Jahren mitbekommen. In der Türkei, das türkische Gesundheitssystem ist

00:38:32: jetzt bestimmt nicht das vorbildlichste der Welt. Aber die hatten schon vor vier Jahren, wenn man da

00:38:37: zum Arzt gegangen ist, der konnte sehen, wie das letzte Blutbild war, wie das vorletzte Blutbild war

00:38:42: und das mit dem aktuellen Abgleichen, ohne dass man da irgendwas mitnehmen musste. Also das ist

00:38:48: schon, glaube ich, noch mal was anderes. Und ich hoffe, dass wir auch in Deutschland bald so weit

00:38:54: sind, dass nicht jeder immer alles, alle Ergebnisse überall mitnehmen muss, physisch. Wenn wir jetzt

00:39:01: noch mal am Ende kurz darüber sprechen für die jüngeren Zuhörer*innen hier, seien es Medizinstudent*innen

00:39:09: oder Tech-Gründer*innen, was würdest du den Personen jetzt mit auf den Weg geben, wenn sie sozusagen

00:39:15: frisch aus dem Studium oder frisch in der Gründung sind und im Bereich Health, Medical unterwegs sind?

00:39:21: Also ich würde noch ein bisschen früher anfangen und dann irgendwie bei den Abiturierenden starten

00:39:28: und sagen, macht es bitte so, dass hier irgendwas richtig kommt. Weil ich habe einfach so den Eindruck,

00:39:35: dass viele, viele es machen, aber nicht wirklich alles oder irgendwas richtig gut können. Wenn du

00:39:42: Arzt sein willst, dann musst du irgendwas in der Medizin und zwar im Arzt sein gut können. Heute

00:39:50: sind wir in so einer schnelllebigen Zeit. Man ist Experte für alles, man hat alles gemacht,

00:39:54: aber das wird sich nicht so durchsetzen, weil man zum Schluss trotzdem etwas können muss. Nehmen wir

00:40:03: die IT-Branche, dann werden wir feststellen, heute haben wir zu wenig IT-Kräfte, aber auch dort zieht

00:40:11: natürlich KI ein, das wird dann zur Folge haben, dass wir natürlich IT-Leute brauchen, aber wir brauchen

00:40:20: die, die richtig was können. Und das ist so der Punkt. Also nur wir sind in einer Blase und wir sind

00:40:28: Digital Health und alles ist super, das wird nicht reichen. Man muss Kenntnisse haben und dann auf

00:40:36: diesen Kenntnissen aufbauen und sehen, was bringt mich wieder weiter, was ist spannend und wenn man

00:40:42: getrieben ist von diesem Wunsch, wirklich was zu lernen, lernen zu wollen, gestalten zu wollen,

00:40:49: dann wird man auch Erfolg haben. Wenn man in dieser Blase da irgendwie drum herum schwebt, das wird

00:40:57: leider irgendwann mit einem lauten Knall enden und dann reicht es nicht. Ja, also sich vernetzen

00:41:06: hilft da sicherlich auch und mit den, nicht nur mit der eigenen Bubble, sondern vielleicht auch

00:41:11: mal zu gucken, was die Zielgruppen eigentlich für Bedürfnisse haben, das empfehlen wir ja in

00:41:15: anderen Bereichen auch. Also bist du denn insgesamt optimistisch, was die künftigen Mediziner*innen

00:41:22: betrifft? Also wir müssen erstmal die nehmen, die wir haben. Das ist ja immer so, deswegen das ist

00:41:28: wie die, die zur Kirche gehen, wie kann man jetzt nicht beschimpfen und die, die jetzt studieren,

00:41:34: die machen eine Ausbildung, die ist sicherlich sehr gut, aber es wird nicht reichen, wenn man damit in

00:41:41: eine neue Ära tritt. Deswegen ist jeder aufgefordert zu schauen, was passiert gerade in der Welt,

00:41:49: was passiert mit einer digitalbasierten Medizin, wo kann es mir helfen? Viele machen eine Doktorarbeit,

00:41:56: wo kann es in der Doktorarbeit helfen und dann eben sehen, wie wird sich auch Medizin verändern,

00:42:02: wie werden sich ganze Fachgebiete verändern, aber die Triebfehler wird immer sein, will ich ehrlich

00:42:10: aus mir heraus, was bewegen will ich den Leuten wirklich helfen oder will ich da auch so durchkommen?

00:42:18: So durchkommen wird nicht mehr reichen. Da kann man sagen, wer am Ärztemangel so und so, es wird sich

00:42:24: ja dieses Berufsbild verändern, die, die gut sind, die wird es immer geben, aber irgendwann hat man es

00:42:33: zu tun mit der Konkurrenz dem KI-Experten für bestimmte Krankheiten und der wird in vielen

00:42:41: Dingen schon ein hohes Wissen vorweisen und da muss ich ansetzen und muss sagen, was zeichnet mich

00:42:50: als Menschen aus? Bin ich wieder bei dem Thema Empathie einfühlsam und ich muss übersetzen

00:42:57: können, was die Maschine dann vorschlägt und das kann ich nur dem Patienten übersetzen und das ist

00:43:05: so für mich ein anderer Ansatz, als man den vor noch 30 Jahren hatte. Ja, spannend und das

00:43:14: Anforderungsprofil ändert sich. Es ist ja um ehrlich zu sein in vielen anderen Bereichen auch so

00:43:20: ähnlich, das wird sich bei Juristen auch in irgendeiner Form in diese Richtung entwickeln,

00:43:24: dass man eben systemisch sehr sehr viel als Basis hat und dann in der zwischenmenschlichen

00:43:30: Ebene und da ist Empathie natürlich das A und O in der zwischenmenschlichen Kommunikation, dass

00:43:35: man da eher seine Skills, wenn man das so nennen will, ausbauen sollte. Ich finde, dass es total

00:43:42: spannend und sehr sehr interessant, was man gerade im Bereich Medizin und KI alles hören und lesen

00:43:49: kann und dass es dann eben nicht nur um Technik geht, sondern dass auch gerade die Soft Skills wie

00:43:55: Empathie auch eine besondere Bedeutung bekommen, dass sich das so ein bisschen wandelt,

00:43:59: super spannend und wir werden viel mehr davon in Berlin im September hören auf dem Big Bang

00:44:05: KI Festival. Insofern seid ihr alle herzlich eingeladen, da dabei zu sein. Wir haben jetzt

00:44:11: schon eine kleine Tradition in diesem Podcast am Ende. Wenn du dir jemanden aussuchen könntest,

00:44:16: mit dem du beim Big Bang KI Festival abends noch essen gehen kannst, also beim Festival natürlich.

00:44:22: Wer wäre das und warum wäre das diese Person? Naja, da ich zu wenig Zeit mit Jens

00:44:29: verbringe, würde ich mich dann abends mit Jens hinsetzen wollen und ganz alleine ein Glas Wein

00:44:35: trinken und dann darüber nachdenken, wie das Ganze gestartet ist und wo der nächste Schritt

00:44:42: sein kann, um noch einmal durchzustarten. Ja, das hört sich gut an. Da freue ich mich schon auf

00:44:49: die nächsten Projekte von euch. Ich denke, das kriegen wir ganz gut hin im September in Berlin.

00:44:54: Lieber Jochen, vielen herzlichen Dank. Das war mir eine große Freude heute und wir sehen uns

00:44:58: spätestens im September. Ich freue mich, vielen Dank euch. Wenn ihr unsere Gäste live erleben

00:45:10: wollt, kommt am 10. und 11. September zum Big Bang KI Festival in Berlin. Infos und Tickets gibt's

00:45:17: unter bigbangfestival.de und wenn euch diese Folge gefallen hat, lasst Kommentare da,

00:45:22: abonniert gerne dem Podcast, empfiehlt ihn weiter und hört auch bei der nächsten Folge wieder rein.

00:45:27: und ich bin da.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.